San Pedro de Atacama

Auf in die trockenste Wüste der Welt

Wir sind mit dem Nachtbus von La Serena nach Antofagasta an die Pazifikküste gefahren. Dort haben wir am Flughafen einen Mietwagen genommen und uns auf den Weg nach San Pedro de Atacama gemacht.

Dazu mussten wir auf unserem Weg Richtung Osten einige Höhenmeter zurücklegen. San Pedro de Atacama liegt auf rund 2500 Meter über dem Meeresspiegel. Der Bergpass liegt sogar auf 3400 Meter – und selbst dort, Mitten in der Wüste haben wir einen wagemutigen Radfahrer überholt.

Die Steigung war trotz der anvisierten Höhe sehr gering, und so beschrieben die Straßen eher eine gerade Linie und nicht die aus dem Alpenraum bekannten Serpentinen. Die ersten tausend Meter bemerkte man kaum.

Kurz vor San Pedro de Atacama änderte sich das Landschaftsbild dann noch. Statt steiniger, flacher Wüste, dominierten nun schroffe Felsen aus Salzgestein.

Regen in San Pedro de Atacama

Eine gute Woche vor unserer Ankunft hatte es in der gesamten Region sehr stark geregnet. Die Atacama-Wüste ist eine der niederschlagärmsten Regionen der Welt. Im Jahresschnitt regnet es hier noch viel weniger, als im Death Valley. Aber wenn es alle paar Jahre mal regnet, dann so richtig.

So kam es dann auch, dass wir unsere Unterkunft nicht über die von Google Maps vorgeschlagene Route erreichen konnten. Ein reißender Fluss tobte dort, wo sonst eine Straße war. Unserem Mazda 3 wollten wir die Taufe ersparen und fuhren einen kleinen Umweg.

Im Ort waren die Spuren der Regenmassen noch deutlich zu sehen; am besten auf den Straßen. Wir mussten das Auto in Schrittgeschwindigkeit zwischen tiefe Schlaglöcher manövrieren.

It’s raining cats and dogs!

Als wir in unserer Unterkunft ankamen, waren wir erleichtert und erholten uns von der Reise und den leichten Nebenwirkungen der sauerstoffarmen Höhenluft. Zu Ediths Freude gab es in unserer Unterkunft einen Welpen und eine kleine Katze. Die beiden haben täglich mehrere Streicheleinheiten bekommen.

Salar de Atacama – Die schroffe Salzpfanne

Unser erster Ausflug führte uns in die große Salzpfanne Salar de Atacama. Wir fuhren mit unserem Mietwagen von San Pedro auf einer Nebenstraße (Schotterpiste) zu einem zuvor ausgewählten Aussichtspunkt.

Wir haben uns unter einer Salzpfanne eigentlich eine platte Landschaft vorgestellt, auf der man Raketenautos zu neuen Geschwindigkeitsrekorden treiben kann. Aber die Salar de Atacama unterscheidet sich deutlich von vielen anderen bekannten Salzpfannen.

Die Oberfläche besteht aus einer rauen, harten Kruste aus Salz und Wüstensand. Zu Fuß könnte man auf diesem scharfkantigen Untergrund keine zehn Meter zurücklegen. Jedenfalls nicht ohne Verletzungen. Wir blieben daher auf der Straße und Edith posierte nur kurz für ein Foto.

Rückweg mit Hindernissen

Auf dem Rückweg sahen wir noch einige verwilderte Maultiere, die sich von der spärlichen Vegetation am Rand der Salzpfanne ernährten. Die Sonne sollte bald untergehen, und so entschieden wir uns für die Heimfahrt die asphaltierte Hauptstraße zu nehmen.

Die ersten Kilometer kamen wir sehr gut voran. Doch schon bald waren Teile der Straße komplett weg gespült. Wir mussten mit dem Mietwagen auf kleinen Umwegen durch tiefen Wüstensand. Ohne Straßenbeleuchtung. Und es wurde immer dunkler. Edith hat die meisten dieser aufregenden Passagen gut gemeistert.

Plötzlich kamen wir an eine Stelle, wo statt der asphaltierten Straße nur noch ein 30 Meter langer, fünf Meter tiefer Graben klaffte. So etwas wie Umleitungsschilder, Warnbaken oder Pylonen kennt man in Chile scheinbar nicht. Vom ersten Schreck erholt suchten wir in der Dunkelheit die Umleitung. Wobei Umleitung nicht viel mehr bedeutete, als Spuren anderer Fahrzeuge im Sand.

Wir fuhren einige Meter parallel zum Graben und kamen an einer Senke an. Dort strömte noch immer das Wasser den Hang hinunter. Ich stieg aus und versuchte die tiefe des Wassers abzuschätzen. Klar, vor uns fuhren schon andere Autos dort entlang, aber Limousinen wie unsere sah man selten. Pick-Ups dominierten hier das Straßenbild.

Kurz vorm Nervenzusammenbruch

Edith war der Verzweiflung nahe. Sie hatte uns nun schon durch etliche Sandfelder gebracht und war langsam einem Nervenzusammenbruch nahe. So musste ich das Steuer übernehmen. Ein großes Lob, dass Edith es überhaupt so weit geschafft hat!

Ich legte den Rückwärtsgang ein um etwas Schwung zu holen, gab dann Vollgas und überquerte die Senke in einem möglichst schrägen Winkel. Das Wasser spritzte seitlich hoch bis aufs Dach und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt, aber der Motor lief noch. Geschafft!

Als wir die nächste Ortschaft erreichten, tauschten wir wieder die Plätze. Auf den restlichen Kilometern war die Straße glücklicherweise wieder vollkommen in Takt. Ein weiteres ungewolltes Abenteuer mit gutem Ausgang.

Valle de la Luna – Mondlandschaft in Chile

Bedingt durch die bereits erwähnten Regenfälle waren einige der umliegenden Nationalparks geschlossen. Andere durfte man nur mit offiziellen Führungen besuchen. Daher ließen wir unseren Mietwagen stehen und machten eine organisierte Tour ins Valle de la Luna – Mondtal.

Wir waren zwar noch nie auf dem Mond, aber stellenweise dachten wir wirklich, dass es sich um außerirdische Landschaften handeln muss. Wenngleich die Bilder des Mondes doch etwas anders aussehen.

Wir besuchten eine verlassene Salzmine und lernten etwas über die Vergangenheit dieses Ortes. Das Salz wurde damals benötigt, um in einer etwas weiter entfernten Kupfermine die Metalle aus dem Erz zu waschen. Als die Kupfermine den Prozess umstellte, wurde die Salzmine sehr schnell aufgegeben. Aufgrund der beschwerlichen Transportwege hätte sich eine weitere Nutzung nicht rentiert.

Wir gingen an weitere Orte im Valle de la Luna. Eine bemerkenswerte Landmarke war ein Fels, der Amphitheater genannt wird. Ursprünglich mal ein Tafelberg, der in der Mitte kollabierte und nun eine schöne, geschwungene Form aufweist.

Anschließend stiegen wir auf einen Berg, von dem aus man das komplette Mondtal überblicken konnte. Hier wurde dann auch eine der Theorien zur Namensgebung erkenntlich. Das Tal hat nämlich die Form eines Halbmondes.

Am Abend sahen wir uns dann noch den Sonnenuntergang an. Durch den aufgewirbelten Wüstenstaub wurde der Blick jedoch stark getrübt und wir waren etwas enttäuscht.

Laguna Piedra – Einfach treiben lassen

Unweit von San Pedro de Atacama liegen in der Salar de Atacama einige kleine Salzseen. Dort kann man neben Flamingos auch badende Menschen antreffen. Die Salzkonzentration ist dort so hoch, dass man einfach auf der Oberfläche treibt. Alleine ist man dort nicht, denn Milliarden von extremophilen Salzkrebsen und andere Mikroorganismen fühlen sich in dem sehr warmen und salzigen Wasser pudelwohl.

Das seltsame an diesen Seen ist, dass sie an der Oberfläche deutlich kälter sind. Je weiter und tiefer man ins Wasser geht, umso wärmer wird es. Oder es fühlt sich nur so an? Leider konnte ich diesem Phänomen bisher nicht auf den Grund gehen. Es muss wohl mit der Kondensation durch die Sonneneinstrahlung und dem hohen Salzgehalt zusammenhängen. Aufklärung bitte gerne in den Kommentaren!

Zum Schutz der Mikroorganismen in den Salzseen, ist es verboten, Sonnenmilch zu benutzen. Wir haben die Kraft der Sonne deutlich unterschätzt und uns an diesem Tag einen ordentlichen Sonnenbrand eingefangen. Wahrscheinlich waren wir aber auch zu sehr von der Landschaft und dem sich-treiben-lassen fasziniert. Wir haben einfach die Zeit vergessen und waren viel zu lange am Laguna Piedra.

El Tatio – Geysire am schlummernden Vulkan

Für unseren nächsten Ausflug mussten wir sehr früh aufstehen. Wir wurden um drei Uhr morgens abgeholt und fuhren zum Vulkan El Tatio. Nach unseren durchwachsenen Erfahrungen mit Wüstenstraßen haben wir uns abermals für eine organisierte Tour entschieden.

Der El Tatio ist für seine Geysire bekannt. Am Fuße des Vulkankraters liegen hier in 4300 Meter Höhe über 80 Geysire. Das sind 8 % aller Geysire der Welt. Vor Sonnenaufgang sind die Geysire durch abschmelzendes Gletscherwasser, das in der Nacht nicht verdunstet, am aktivsten.

Aktives Geothermalgebiet voller Gefahren

Am Vulkan angekommen wurden wir von unserem Führer ausdrücklich darauf hingewiesen, die markierten Wege nicht zu verlassen. Das ganze Geothermalgebiet ist sehr aktiv, und es kann immer wieder passieren, das sich neue Erdspalte bilden. Erst vor einigen Jahren kam eine Touristin aus China zu Tode, die in der Nähe eines Geysirs ein Selfie machen wollte und in die Tiefe stürzte. Wir waren also gewarnt.

Überall brodelte es und roch nach Schwefel. Als die Sonne dann langsam aufging, erstrahlte die Landschaft in ihrer vollen Schönheit. Wir spazierten an den Geysiren entlang und machten einige Fotos. Danach gab es dann ein kleines Frühstück. Wer wollte, konnte in einer Thermalquelle baden. Wir haben aber weiter die Landschaft erkundet und sogar noch einige Vikunjas entdeckt.

Lama und Lamaspieße in Machuca

Auf der Rückfahrt machten wir noch einen Zwischenstopp in Machuca. Ein fast vollständig verlassener Ort, in dem nur noch wenige alte Einwohner leben. Dort konnte ich dann auch endlich Lama in Form von köstlichen Grillspießen probieren. Lecker! Vor dem Ortseingang gab es auch eine kleine, idyllische Lamafram. Das Fleisch war also mit Sicherheit sehr frisch.

Die Landschaft in den Bergen war deutlich grüner als wir dachten. Auf dem Hinweg konnten wir in der Finsternis davon nicht viel sehen. Umso überraschter waren wir jetzt.

Wir hielten auf der Rückfahrt nach San Pedro de Atacama noch einige Male für diverse Tierbeobachtungen an. So konnten wir noch weitere Vikunjas, Lamas, Alpakas, Flamingos und sogar einen Andenfuchs sehen.

Weiter geht es nach Peru

Von San Pedro sind wir nach Calama gefahren und von dort am Nächsten Tag nach Santiago de Chile geflogen. Von dort ging es dann weiter nach Peru, wo noch viele Abenteuer und Entdeckungen auf uns warteten. Aber dazu später mehr.

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Wein und Pisco

Auf dem Rückweg nach Santiago haben wir das kleine Örtchen Santa Cruz (rund 32.000 Einwohner) an der „Ruta del Vino“ besucht. Hier hat es uns auf Anhieb super gefallen, kleine schnuckelige Häuschen, zig Weingüter und auch das Wetter meinte es gut mit uns. Klar, dass wir uns hier einen Weingutbesuch mit Verkostung nicht entgehen lassen konnten.

Eine private Weinverkostung, bitte!

Für die Tour haben wir uns das kleine Weingut „Laura Hartwig“ ausgesucht. Es ist ein kleiner Betrieb, bei dem vieles noch von Hand gemacht wird. Wie der Zufall es so wollte, waren wir die einzigen, die für diesen Mittag eine Tour gebucht hatten. Damit hatten wir unsere Führerin für uns allein und fühlten uns ein bisschen wie VIPs. Zunächst ging es in einer Pferdekutsche über das Weingut. Wir haben viel über die Geschichte des Weinguts gelernt, das früher eine Obstplantage war, welche Weinsorten es bei Laura Hartwig gibt und warum hier keine Trauben für Weißwein wachsen. Natürlich haben wir auch nach dem sehr deutsch klingenden Namen gefragt. Laura Hartwig setzt sich aus dem Vornamen der Inhaberin und dem Nachnamen ihres Ehemannes mit deutschen Wurzeln zusammen, eine Laura Hartwig gibt es also eigentlich nicht.

Nach der Kutschfahrt ging es in die heiligen Produktionshallen, in denen wir viel zur Herstellung gelernt haben. Was uns überrascht hat war, dass nur die besten 20 Prozent der Weinlese auf dem Weingut verbleiben. Der Rest wird an größere Produzenten verkauft. Das macht natürlich noch mehr Lust auf die Verkostung.

Drei Weine, viel Brot und Käse auf einer wunderschönen Terrasse mit Blick auf Weinreben so weit das Auge reicht. Wer mich kennt weiß, dass das nach einem ziemlich perfekten Nachmittag klingt. Nachdem wir noch ein paar Tipps zur richtigen Verkostung bekommen haben, durften wir endlich probieren. Was soll ich sagen? Hier schmeckte mir sogar der Rotwein!

Der erste Pisco Sour

Nachdem der Tag schon so gut war, haben wir uns abends ein leckeres Abendessen bei einem besseren Italiener gegönnt und unseren ersten Pisco Sour getrunken.

Im Grunde wie ein Whiskey Sour nur mit Traubenschnaps statt Whiskey. Aber auch verdammt lecker.

Auf den Spuren unseres neuen Lieblingsgetränks

Am nächsten Tag musste wir unser Auto schon wieder abgeben und sind von Santiago mit dem Bus nach La Serena gefahren. Zum Glück sind die Langstreckenbusse in Südamerika wirklich komfortabel. La Serena ist ein Drecksloch. Der Strand ist hässlich, der Leuchtturm eine riesige Baustelle und sonst gab es dort wirklich nichts zu sehen. Nach einer Nacht ging es direkt weiter wieder in Richtung Landesinnere nach Vicuña. Im Bus dorthin fiel uns die sich verändernde Landschaft auf. Irgendwann bestand die einzige sichtbare Vegetation aus Kakteen auf steinigen Hügeln.

Auch Vicuña ist ein hübscher kleiner Ort mit einem hübschen Zentralplatz, zahlreichen Restaurants und Bars. Den ersten Abend verbrachten wir in einer der zahlreichen Bars bei Craft-Beer und Live-Musik. Könnte uns schlechter gehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus in einen der Nachbarorte, Pisco Elqui. Der Name sagt es schon: Hier kommt der Pisco (zumindest der chilenische) her. In der bekanntesten Destillerie „Mistral“ haben wir eine kleine Führung mitgemacht.

Leider fand an dem Tag keine englische Führung statt und mit unseren relativ begrenzten Spanischkenntnissen verstanden wir zunächst nicht sonderlich viel. Zum Glück war eine polnische Familie in der Gruppe und die Tochter konnte das Gesagt ins Polnische übersetzen. Mein Polnisch ist immer noch deutlich besser als mein Spanisch, also hab ich mich kurzerhand an die Familie geheftet und der Übersetzung gelauscht.

Auch hier gab es nach der Führung eine Verkostung von zwei Sorten Pisco. Ich bin kein großer Freund von purem Schnaps, aber gut für Gerrit, er durfte meine Gläser auch noch leer machen.

Nach einem Mittagessen und weiteren Pisco Sour ging es zurück nach Vicuña. Hier sind wir noch durch die hübschen Gassen spaziert und haben den Nachmittag und Abend ausklingen lassen.

La Serena, du Drecksloch

Der nächste Tag war ein wenig nervig. Erst mussten wir noch einige Stunden in Vicuña rumkriegen (groß war der Ort leider nicht) und wurden alle paar Minuten von Zigeunern angequatscht. Mit dem Bus ging es wieder nach La Serena, wo wir noch ein paar Stunden bis zum Nachtbus warten sollten.

Wie einige von euch bereits mitbekommen haben, sind wir dort Opfer eines Diebstahls geworden. Zum Glück mit gutem Ende. Kein schönes Erlebnis, deswegen nur kurz zusammengefasst: Wir haben alle unsere Sachen auf einen Haufen gelegt und gewartet. Ein Mann hat uns nach der Uhrzeit gefragt, wir Idioten haben natürlich noch brav geantwortet und als ich mich umdrehte, dachte ich mir fallen die Augen raus. Mein Rucksack war weg. Inklusive Kamera, Handy, Portemonnaie.

Zum Glück hat ein aufmerksamer Mann gesehen, wohin die Diebin geflohen ist und Gerrit ist ihr hinterher durch den Busbahnhof. Offenbar wurde sie dort von einem weiteren Komplizen gewarnt und hat den Rucksack auf den Boden gestellt. In der Zwischenzeit bin ich bei unseren restlichen Sachen geblieben und habe einen halben Nervenzusammenbruch durchlebt.

Natürlich auch, weil ich nicht wusste, was wir ohne die Sachen machen sollte, hauptsächlich aber aus Sorge um Gerrit. Es kam mir wie einen Ewigkeit vor, bis er mit dem Rucksack zurückkam. Mir ist noch nie so ein Stein vom Herzen gefallen. Den Rest des Abends ließen wir die Sachen nicht mehr eine Sekunde aus den Augen.

Schlimmer geht immer

Um 21:30 Uhr sollte unser Bus abfahren. Als er um 22:00 Uhr immer noch nicht da war, dachte ich schon, wir wären vielleicht doch am falschen Terminal. Oder hatte ich für einen anderen Tag gebucht? Um 22:30 Uhr fuhr der Bus endlich im Busbahnhof ein. Völlig erschöpft von den vorherigen Ereignissen setzten wir uns in den Bus und warteten auf die Abfahrt.

Und warteten. Und warteten. Irgendwann teilte uns ein Mitarbeiter der Busgesellschaft mit, dass der Bus einen neue Batterie braucht und entsprechend später abfährt. Mit rund zwei Stunden Verspätung ging es dann endlich los und wir konnten endlich schlafen.

Kennt ihr das?

Habt ihr so etwas auch schon mal erlebt? Was war euer schlimmstes Erlebnis auf Reisen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Abenteuer in den Anden

Von der Großstadt in die Natur

Wir haben uns am Flughafen von Santiago de Chile einen Mietwagen geholt und uns auf in unser nächstes Abenteuer in den Anden von Chile gemacht. Am Flughafen haben wir noch Steffi eingesammelt, die uns auf unserer Reise für einige Tage begleiten sollte.

Zunächst ging es in den Süden in den kleinen Ort Curicó. Dort haben wir uns für zwei Nächte eine schöne Unterkunft als Basis für unsere anstehenden Ausflüge ausgesucht.

Wildwasser Rafting-Tour in den Anden

Unser erstes Abenteuer in den Anden war auch gleichzeitig eine Premiere für Edith und mich. Wir haben eine Rafting-Tour am Río Teno unternommen. Und weil wir uns ganz blauäugig ins Abenteuer stürzten, war es direkt eine Tour der Klasse III auf der Wildwasserschwierigkeitsskala.

Wir bekamen Neoprenanzüge und Schuhe und fuhren im Kleintransporter 12 Kilometer den Fluss hinauf. Begleitet wurden wir von einer Gruppe chilenischer Hauptstädter mittleren Alters, die ebenfalls eine Rafting-Tour gebucht hatten.

Am Ausgangspunkt angekommen bekamen wir Helme und Schwimmwesten – und natürlich ein Paddel. Steffi, Edith und ich wurden zusammen mit unserem Guide und zwei weiteren Mitarbeitern des Veranstalters dem einem Floß zugeordnet, die Gruppe aus Santiago dem anderen.

Schnell noch einige Trockenübungen

An Land machten wir zunächst einige Trockenübungen. Der Guide wiederholte immer wieder abwechselnde Kommandos, die wir ausführen mussten. Vorwärts paddeln („Forward!“), Rückwärts paddeln („Backward!“), in Deckung gehen („Inside!“), zurück auf den Posten („Position!“). Ein wichtiges Kommando war zudem „Rope!“ (engl. Seil), welches an gefährlichen Stellen darauf hinweist, sich am seitlich befestigten Seil festzuhalten. Als wir die Kommandos fehlerfrei ausführten, ging es endlich ins Wasser.

Dann ging es so richtig los

Gleich an der ersten Stromschnelle mussten wir alle von unserer seitlichen Paddel-Position ins innere des Schlauchboots. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt und waren klitschnass. Ich machte mir etwas Sorgen, dass es jetzt 45 Minuten so weiter geht. Glücklicherweise waren die nächsten Abschnitte etwas ruhiger.

Unser Guide machte uns aber schnell klar, dass es nicht so ruhig bleibt. An der nächsten Stromschnelle sollten wir mit aller Kraft auf einen großen Fels zu paddeln. Das strömende Wasser würde uns dann eine 360°-Drehung machen lassen. Und so kam es dann auch: wir paddelten als gäbe es kein Morgen, krachten seitlich gegen den Fels und machten einen regelrechten Rodeo-Ritt auf den tosenden Wellen.

Kurzer Badespaß

Wir meisterten Stromschnelle um Stromschnelle und kamen schließlich an einer offenbar ruhigen Stelle des Río Teno an, an der wir ins Wasser steigen durften. Dass dieser Abschnitt alles andere als ruhig war, bemerkten wir erst als wir im Wasser waren. Die Strömung machte es unmöglich aufzustehen, obwohl das Wasser höchstens knietief war. Schnell wieder ins Schlauchboot!

Es folgten weitere Stromschnellen, die mal mehr und mal weniger heftig waren. Wir wurden allerdings schon vorgewarnt, dass die stärkste Stromschnelle noch auf uns wartet.

Mann über Bord!

Plötzlich ging alles ganz schnell und so recht kann ich mich auch nicht erinnern wie es dazu kam. Das Raft geriet in Schieflage und ich verlor den Halt. Ich war auf einen Schlag mitten im tobenden Fluss! Das Schlauchboot drückte sich über meinen Körper und ich Griff mit der freien Hand an das Seil – in der anderen hielt ich noch das Paddel. Ich versuchte zunächst aus eigener Kraft wieder ins Boot zu kommen, aber die Strömung war zu stark. Steffi und Edith packten mich schließlich an der Rettungsweste und zogen mich gemeinsam an Bord.

Als ich wieder im Schlauchboot saß, versuchte ich krampfhaft meine Füße in die dafür vorgesehene Schlinge zu bugsieren, um nicht abermals ins Wasser zu fallen. Aber dafür war keine Zeit: Unser Raft hing in der Stromschnelle fest und wurde mehrfach überspült. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt total die Orientierung verloren: blickte ich gerade flussaufwärts oder flussabwärts? Wir befolgten jedes Kommando so gut es ging und kamen schließlich frei. Puh! Durchatmen.

„Wisst ihr noch, als ich aus dem Schlauchboot gefallen bin?!“

Als ich in der Stromschnelle von Bord ging, muss ich wie ein kleines Kind nach Hilfe geschrien haben. Aber im Nachhinein war ich froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe. Die Angst ins Wasser zu fallen fuhr zuvor die ganze Zeit mit. Durch meinen unfreiwilligen Zwischenfall mit positivem Ausgang wurde ich von dieser Angst befreit. Ein echtes Abenteuer in den Anden!

Die restliche Fahrt war sehr ruhig und wir machten uns alle über mich lustig. Ich wahrscheinlich am meisten. Für unsere nächste Rafting-Tour sind wir jetzt jedenfalls sehr gut vorbereitet. Aber mehr als eine Klasse III wird es wohl nicht werden.

Hier noch ein paar Bilder von unserer Rafting-Tour. Weiter unten geht es mit dem zweiten Tag unserer Abenteuer in den Anden weiter.

Abenteuer in den Anden – Teil II

Wanderung auf einsamen Pfaden

Unser zweites Abenteuer in den Anden war eine Wanderung im Tal des Río Maule. Nachdem wir am Vortag beim Rafting unseren Oberkörper geschunden haben das richtige Kontrastprogramm.

Anfänglich sahen wir auf den Pfaden noch andere Menschen, die sich auf den Weg zu einer am Fluss liegenden Thermalquelle machten. Doch schon bald waren wir komplett alleine.

Hinterm Mond gleich links?

Der Wanderweg war alles andere als gut ausgeschildert. So mussten wir das ein oder andere mal eine neue Route einschlagen, um den natürlichen Hindernissen aus dem Weg zu gehen. Insgesamt war der Wanderweg nicht zu beschwerlich, immerhin liefen wir entlang eines Flusslaufs. Aber ab und an ging es dann doch an steilen Klippen und tiefen Abgründen entlang.

Unterwegs kamen wir an einer kleinen Kuhherde vorbei. Zunächst mussten wir drei Bullen ausweichen, die uns skeptisch beobachteten. Man weiß ja nie! Als sie bemerkten, dass wir ihnen nicht näher kamen, wichen ihre Blicke schnell von uns ab. Wir fragten uns, ob die Kühe wohl jemandem gehören, oder ob sie irgendwo ausgebrochen waren. Anzeichen von Zivilisation gab es jedenfalls nicht.

Frisches Quellwasser

Unsere Wasservorräte waren schon gut zur Hälfte aufgebraucht, als wir an einer natürlichen Quelle vorbeikamen. Wir tranken das erfrischende Wasser direkt aus dem sprudelnden Loch im Boden und füllten unsere Flaschen auf. Wer mich kennt weiß, dass ich meinen Flüssigkeitshaushalt am liebsten mit Softdrinks aufrecht erhalte. Aber scheiße, war dieses Quellwasser gut!

Schön zu wissen, dass wir uns auch auf dem Rückweg mit frischem Wasser versorgen konnten. Ab diesem Punkt tranken wir alle wieder etwas mehr als zuvor. Das war auch nötig, denn die Sonne meinte es mehr als gut mit uns.

Der (Rück-)Weg ist das Ziel

Das Ziel unserer Wanderung war eine Anhöhe, von der aus man einen der vielen Vulkane der Anden sehen kann. Wir waren schon mehr als vier Stunden unterwegs, als wir uns dazu entschieden umzukehren. Es war schon später Nachmittag und wir wollten auf dem Rückweg nicht von der Dunkelheit überrascht werden.

Bei einer Pause am neu definierten Scheitelpunkt unserer Tour konnten wir dann auch endlich einen Kondor sehen. Sein riesiger Schatten schnellte über die Berge. Es ist der Wahnsinn, wie gut diese größten Beutegreifer unter den Vögeln die Thermik nutzen. In den ganzen Minuten, in denen wir den Kondor verfolgten, hat er vielleicht zweimal die Flügel geschlagen. Ein absolut majestätisches Tier!

Auf dem Rückweg füllten wir dann abermals unsere Flaschen an besagter Quelle auf. Vor den Kühen hatten wir jetzt auch nicht mehr so viel Angst. Als wir ihnen näher kamen ergriffen sie die Flucht. Wir haben dann einen kleinen Bogen geschlagen, um die armen Tiere nicht zu sehr zu verunsichern.

Kurz vorm Ende unserer Wanderung haben wir dann noch am Flussbett halt gemacht und unsere müden Füße im kühlen Wasser erfrischt. Für uns war auch der zweite Tag ein echtes Abenteuer in den Anden.

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