Mit dem Titicaca-See verbinden wir leider nur schlechte Erfahrungen. Bis auf wenige Restaurants hat uns in dieser Region nichts wirklich gut gefallen. Das kann natürlich zum einen daran liegen, dass schon die Anfahrt eine Qual war (der Reisebus brauchte mal wieder viel länger) und zum anderen, dass wir beide einige Tage krank im Bett lagen. Aber wie das Titelbild schon eindringlich verrät, ist es mit romantischer Natur am Titicaca-See weit her.
Leider wird hier, wie auch in anderen Teilen Südamerikas, der Müll achtlos dort entsorgt, wo er entsteht. Dass die Menschen dabei nicht nur der Umwelt, sondern auch sich selbst und ihrem einzigen lukrativen Wirtschaftszweig schaden, scheint ihnen nicht in den Sinn zu kommen.
Touristenfalle: Die Schilfinseln der Urus
Vorab als ein fester Bestandteil unserer Reise zum Titicaca-See geplant, entpuppte sich der Besuch der Schilfinseln der Urus als reine Touristenfalle. Leider hatte das ganze nichts mit den romantischen Vorstellungen zu tun, die uns so manche TV-Dokumentation vermittelte. Die Menschen dort haben mittlerweile Strom, Fernseher und Breitband-Internet und leben wohl bloß noch als Touristenattraktion auf den Inseln.
Für eine fünfminütige Fahrt mit dem „traditionellen“ Schilfboot wurden 10 SOL veranschlagt. Da gut 30 Leute auf dem Schiff waren, wurde so in kürzester Zeit ein ganzes Monatseinkommen erwirtschaftet. Und wir waren bei weitem nicht die einzige Gruppe an diesem Tag!
Statt uns hinreichend von dem Leben auf den Schilfinseln zu berichten, glich der ganze Ausflug eher einer Verkaufsveranstaltung. Eine richtige Touristenfalle. Schade eigentlich. Vielleicht ist das Leben auf den bolivianischen Schilfinseln noch etwas einfacher. Hier bei Puno in Peru war es jedenfalls Kapitalismus in seiner schrägsten Form.
Krank im Bett
Die restliche Zeit die wir für Puno eingeplant hatten, lagen wir krank im Bett. Edith war erkältet und ich hatte mir den Magen verstimmt. Ich möchte mich nicht komplett davon freisprechen, dass dieser Umstand unser Bild von Puno und dem Titicaca-See getrübt hat. Es gab auch durchaus einige schöne Ecken, aber eine Reise hierher empfehlen würde ich niemandem.
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Unser zweiter Tagesausflug von Cusco brachte uns zum Rainbow Mountain. Eigentlich ist der Name dieses imposanten Berges Vinicunca. Wegen seiner verschiedenen Farbschichten wird er aber gerade im Tourismus gerne Regenbogen-Berg (Rainbow Mountain) genannt.
Mit seinen sieben verschiedenen Farben, die parallel zueinander verlaufen, wirkt er wie ein Regenbogen. Die Farben sind durch […] Mineralien, die sich [über] Jahrmillionen hier ablagerten, entstanden.
Mal wieder wurden wir mitten in der Nacht geweckt und von unserem Veranstalter abgeholt. Zum Rainbow Mountain kommt man nur mit einer geführten Tour. Immerhin befindet sich das Ziel auf über 5000 Meter Höhe. Dort sollte niemand auf eigene Faust wandern.
Viele Veranstalter fahren zu sehr humanen Zeiten los. Unser Veranstalter hat es sich jedoch zum Ziel gesetzt, immer die erste Gruppe am Rainbow Mountain zu sein. Daher ging es um 03:00 Uhr in der Frühe los. Auf der mehrstündigen Hinfahrt haben die meisten der Gäste dann auch noch geschlafen.
Reifeprüfung auf 4800 Meter
Nach unzähligen Serpentinen kamen wir am Ausgangspunkt der Wanderung zum Rainbow Mountain an. Tatsächlich waren noch keine anderen Fahrzeuge auf dem Parkplatz zu sehen. Wir waren also wirklich die ersten!
Wenige Meter oberhalb des Parkplatz hatten die Einheimischen einige Verkaufsstände aufgebaut. Außerdem gab es hier die Möglichkeit, ein Pferd samt Führer für den Aufstieg zu buchen. Unser Guide sagte, wer es bis zu den Pferden ohne Pause schaffe, der könne die eineinhalbstündige Wanderung alleine antreten. Alle anderen sollten sich lieber in den Sattel schwingen. Wir gehörten zu letzteren, waren aber zum Glück nicht alleine.
In einer solchen Höhe fällt wirklich jeder Schritt schwer. Man muss schon ein gut trainierter Ausdauersportler sein, um nicht dauernd nach Luft zu schnappen. Wir hatten unsere Reifeprüfung also nicht bestanden und mussten auf tierische Hilfe zurückgreifen. Das war für Edith nicht ganz einfach, aber es ging in dem Moment halt nicht anders.
Mit dem Schaukelpferd zum Rainbow Mountain
Edith stieg auf ihr Pferd und schon ging es los. Bei mir dauerte es etwas länger. Mehrfach wurden die Steigbügel verstellt, aber so ganz waren weder Sattel noch Pferd für meine Körpergröße bestimmt.
Dann ging es halt nicht anders! Ich saß alles andere als sicher im Sattel und über Stock und Stein ging es durch das Tal hinauf zum Rainbow Mountain. Ich fühlte mich wie ein viel zu großes Kind auf einem viel zu kleinen Schaukelpferd. Edith war so gut, ein Foto zu machen.
Kurz vorm Ziel wurde der Weg länger
Als wir dem Rainbow Mountain näher kamen, konnte ich Edith erkennen, wie sie neben ihrem Pferd stand und auf mich wartete. Bis zum Gipfel waren es noch locker 100 Höhenmeter, und der ruhige Teil war für uns vorbei. Der Rest des Weges war zu steil für Pferd und Reiter und so mussten die Reiter zu Fuß hinauf.
Wir machten anfangs zehn Schritte – Pause. Noch zehn Schritte – Pause. Acht Schritte – Pause. Pause – Pause! Die Luft war so dünn, dass der Großteil der Kommunikation nonverbal erfolgte. Einfach. Keine. Puste.
Wir hielten immer wieder an und nutzten die Pausen, um Fotos zu machen. Oder wir nutzten die Fotos, um Pausen zu machen. Luft! Die Aussicht wäre auch ohne die vielen Höhenmeter schon atemberaubend. Kurz vorm Ziel wurde der Weg dann (gefühlt) immer länger und der Gipfel erschien schon fast unerreichbar.
Auf halbem Weg machten wir für ein kleines Taschengeld Fotos mit einem kleinen Mädchen in traditioneller Tracht und zwei Alpakas. Ein schönes Motiv und ein willkommener Grund, eine Pause einzulegen. Nur noch ein paar Meter.
Endlich auf dem Gipfel
Natürlich sind wir nicht auf den Rainbow Mountain selbst, sondern auf einen gegenüberliegenden Gipfel gestiegen. Zum einen hat man von dort eine bessere Sicht und zum anderen zerstört man so nicht die eigentliche Attraktion.
Die Farben im gesamten Tal sind der Wahnsinn. Roter Fels, grüne Wiesen, weiße Gletscher. Und dann dieser Regenbogen-Berg! Wir waren schwer begeistert. Und natürlich auch total erleichtert, endlich am höchsten Punkt angekommen zu sein.
Wir konnten noch einige Fotos machen, als sich schließlich die ersten anderen Gruppen dem Berg näherten. Zeit aufzubrechen!
Gegenverkehr auf dem Rückweg
Es war der Wahnsinn, wie viele Menschen uns auf unserem Rückweg entgegen kamen. Spätestens jetzt waren ziemlich froh, dass wir an diesem Tag so früh aufgestanden sind.
Auf der Rückfahrt gab es auf halber Strecke noch ein Mittagessen. Es war nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut. Den Punkt hätte sich der Veranstalter eigentlich sparen können, aber so verteilt sich das Geld der Touristen wenigstens in der Region.
Pünktlich zum Feierabendverkehr kamen wir in Cusco an und standen noch viel zu lange im Stau. Wir waren froh, als wir endlich wieder in unserem Hotelzimmer waren. Der Tag war wunderbar, aber auch sehr anstrengend. 5036 Meter über dem Meer. Ob wir diesen Rekord noch brechen?
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Nächstes Ziel: Machu Picchu. Nach unserer Zeit im Amazonas Regenwald sind wir mit dem Nachtbus von Puerto Maldonado nach Cusco gefahren. Die einstige Hauptstadt des Inkareiches liegt auf einer Höhe von 3400 Metern. Es war also mal wieder Schnappatmung angesagt.
Wegen der weitreichenden historischen Bedeutung, den wunderbaren Bauten und natürlich auch der guten Infrastruktur, ist Cusco der beliebteste Ausgangspunkt für eine Reise zum Machu Picchu.
Wie kommt man eigentlich zum Machu Picchu?
In der Hauptsaison fährt ein Zug von Cusco bis zum touristischen Zentrum von Aguas Calientes. In der Nebensaison fährt der Zug leider erst ab Ollantaytambo. Dorthin sind wir von Cusco aus mit einem Colectivo, dem peruanischen Sammeltaxi, gefahren.
Die Zugfahrt war dann schon direkt ein kleiner Höhepunkt. Unser Waggon hatte Panoramafenster und die Aussicht war phänomenal. Es gab während der Fahrt Kaffee und Kuchen; und ausnahmsweise war sogar mal beides gut.
In Aguas Calientes kann man mit einem Bus zu den berühmten Ruinen der alten Inkastadt fahren. Besser man übernachtet dort und fährt am nächsten Morgen. So haben wir es gemacht!
Aufstieg zum Huayna Picchu
Edith hatte für uns nicht nur Tickets für Machu Picchu, sondern auch für den Huayna Picchu besorgt. Das ist einer der beiden Gipfel, zwischen denen die Ruinenstadt liegt. Der Aufstieg zum Berg ist reglementiert. Es dürfen täglich nur 400 Personen auf den Pfad.
Wir kamen also mit dem Bus an den Toren des Machu Picchu an, und machten uns nach der Eingangskontrolle auf den Weg Richtung Huayna Picchu. Es regnete leicht und die Wolken hingen tief.
Zunächst ging der Pfad auf und ab. Dann, nach einem längeren Stück ab, leider nur noch auf. Teilweise waren es sehr steile Abschnitte mit winzigen Stufen. Die Luft war dünn und wir machten oft Pause. Der Regen wurde zwar nicht schlimmer, aber alles war nass und rutschig. Man musste echt vorsichtig sein!
Nach anderthalb Stunden erreichten wir schließlich den Gipfel. Dort sahen wir so ziemlich jeden, der uns zuvor überholt hatte wieder. Die Eile hatte sich an diesem Tag nicht ausgezahlt, denn es war noch immer bewölkt. Die Sicht war dementsprechend bescheiden. Hin und wieder taten sich einige Löcher in den Wolken auf und man konnte auf die Ruinen von Machu Picchu blicken.
Wir blieben noch ein bisschen und das Wetter wurde schließlich besser. Zwar war es noch immer bewölkt, aber die Lücken zwischen den Wolken wurden größer. Nach den obligatorischen Fotos machten wir uns für den Abstieg bereit. Meine Oberschenkel brannten schon, aber wir waren für diesen Tag noch nicht am Ende.
In den Ruinen von Machu Picchu
Unten angekommen haben wir unseren Beinen eine kurze Pause gegönnt. In der Ruinenstadt war mittlerweile Hauptverkehrszeit. Etliche Gruppen quetschten sich an Engpässen aneinander vorbei. Wir entschieden uns zunächst für einen ruhigeren Weg.
Wenn man die Ausmaße dieser Stadt sieht und sich vorstellt, wie beschwerlich das Leben hier gewesen sein muss, kommt man stark ins grübeln. Die Gründe fürein Leben in dieser abgeschiedenen Lage müssen jedenfalls überwogen haben. Wenn auch nur zeitweise.
Wir haben an vielen Punkten Fotos gemacht und sind in der alten Stadt noch viele Stufen hinauf und hinab gegangen. Irgendwann machte sich mein gehobenes Alter bemerkbar. Mein rechter Oberschenkel wollte nicht mehr so ganz.
Edith ging zu einer Wiese auf der Lamas standen. Ich nutzte die Pause für einen Videoanruf in die elterliche Heimat. Zufällig war mein Bruder Marcel auch gerade bei meinen Eltern. Wir unterhielten uns kurz und tauschten die letzten Neuigkeiten aus. Schon verrückt, wie gut das Bild und der Ton waren. Highspeed-Internet in den Ruinen einer Inkastadt.
Zurück nach Cusco – und weiter?
Wir fuhren mit dem Bus zurück nach Aguas Calientes und anschließend mit dem Zug nach Ollantaytambo. Dort haben wir in einem kleinen Hotel übernachtet. Am nächsten Tag sind wir mit dem Colectivo zurück nach Cusco gefahren.
In Cusco hatten wir den Großteil unseres Gepäcks eingelagert. Zum Machu Picchu konnten wir so mit den kleinen Tagesrucksäcken fahren. Außerdem haben wir noch einen weiteren Ausflug geplant. Aber das ist eine andere Geschichte.
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